Das deutsche Hochschulsystem

Struktur des deutschen Hochschulsystems

Die wichtigsten Typen staatlicher Hochschulen sind: die Universitäten, die Fachhochschulen, die Pädagogischen Hochschulen, die Kunst- und Musikhochschulen. Hinzu kommen weitere Bildungseinrichtungen mit zahlenmäßig geringerer Bedeutung wie Berufsakademien, Dolmetscherschulen, Verwaltungshochschulen usw. In einigen Bundesländern gibt es Gesamthochschulen, welche die Aufgaben von Universitäten und Fachhochschulen zusammenfassen, d.h. Studienprogramme aus beiden Aufgabenbereichen anbieten. Private Hochschulen spielen bisher im deutschen Hochschulsystem eine vergleichsweise geringe Rolle.

Akademische Grade

Die akademischen Grade, die durch Universitäten verliehen werden, sind das Diplom, der Magister Atrium und der Doktorgrad. Außerdem werden an immer mehr Hochschulen die internationalen Grade „Bachelor“ und „Master“ verliehen. Es gibt unterschiedliche Studiengänge. Das Studium im Diplom-Studiengang gliedert sich zumeist in zwei Teile: Grundstudium und Hauptstudium. Das zwei- bis viersemestrige Grundstudium wird meist mit einer Diplomvorprüfung (Vordiplom) abgeschlossen. Darauf folgt das vier- bis sechssemestrige Hauptstudium, an dessen Ende eine Diplomprüfung steht. Das Grundstudium dient dem Vermitteln von Grundkenntnissen, Grundfertigkeiten und der Orientierung. Spezialisierungen und Differenzierung finden erst im Hauptstudium statt. Dadurch werden Hauptstudium-Veranstaltungen von vielen Studenten als interessanter empfunden.

Die Regelstudienzeit

An Universitäten beträgt die Regelstudienzeit eines Diplomstudiums je nach Studiengang acht bis zehn Semester. An Fachhochschulen haben Diplomstudiengänge eine kürzere Regelstudienzeit von meist acht Semestern und ein anderes Grundkonzept, das mehr Praxisnähe erreichen soll. Magister-Studiengang gliedert sich ebenfalls in ein Grundstudium, an dessen Ende eine Zwischenprüfung steht, und ein Hauptstudium. Das Studium besteht in der Regel aus einem Hauptfach und zwei Nebenfächern oder aus zwei Hauptfächern und gestaltet sich wesentlich freier als der Diplom-Studiengang. Nach Annahme der Abschlussarbeit, der so genannten Magisterarbeit, sowie dem Bestehen der Abschlussprüfung in den jeweiligen Studienfächern erlangt man den akademischen Grad eines Magister Atrium.

In Deutschland werden der einstufige Diplom-Studiengang und der einstufige Magister-Studiengang im Rahmen des Bologna-Prozesses auslaufen, eventuell auch die Staatsprüfung auf absehbare Zeit. Diese werden durch das zweistufige Studiensystem mit den Abschlüssen Bachelor und Master ersetzt. Von 2011 an sollen diese Abschlüsse Standard sein. Bachelor und Masterabschlüsse erhalten keinen Fachzusatz wie Diplomabschlüsse, sondern werden in wenige Fächergruppen unterteilt. Die Bezeichnung wird um of und den Zusatz der Fächergruppe ergänzt: Arts, Science, Engineering, Laws, Fine Arts, Music und Education. So wird beispielsweise der Bachelor of Arts in der Fächergruppe der Geisteswissenschaften verliehen.

Zulassung zum Studium

Für die Zulassung zum Studium an einer deutschen Universität muss man das Abitur haben. Bei der Zulassung zum Studium berät unter anderem die Studienberatung der jeweiligen Hochschulen. Unter dem Begriff Studienberatung werden alle Maßnahmen zusammengefasst, die Studenten bei Problemen mit dem Studium, aber auch bei Schwierigkeiten im Privatbereich, helfen und ihnen wieder ein reguläres Arbeiten an der Hochschule ermöglichen sollen. Seit einiger Zeit besteht die Tendenz, dass immer mehr Hochschulen im Rahmen ihrer Studienberatung Studienwahltests anbieten. Ein Studienwahltest ist ein psychologisches Testverfahren, mit dessen Hilfe Studieninteressierte herausfinden können, welches Fach sie studieren sollten. Außerdem wird immer häufiger das Ablegen eines Studierfähigkeitstests verlangt; letzteres vor allem in privaten Hochschulen.

Die Immatrikulation

Entscheidend für die Immatrikulation ist in vielen Fällen die Abiturabschlussnote. Diese Note berechnet man aus den Leistungen der letzten zwei Schuljahre und den Noten der schriftlichen und mündlichen Abschlussprüfungen. Den Notendurchschnitt braucht man für viele Studienfächer, die zulassungsbeschränkt sind und einen so genannten Numerus Clausus haben. Dies sind meist beliebte Fächer, die viele Schulabgänger studieren möchten, wie etwa Medizin, Jura oder Wirtschaft. Germanistik ist heute meistens nicht zulassungsbeschränkt. Man kann sich also direkt an der Universität um einen Studienplatz bewerben und sich dort immatrikulieren lassen. Dazu muss der Studienbewerber sein Abiturzeugnis im Original, seinen Personalausweis und ein aktuelles Passfoto vorlegen. Obligatorisch ist auch die Krankenversicherung. Wenn man alle Unterlagen eingereicht hat, bekommt man sein Studienbuch und den Studentenausweis.

Das Studium

Der Neuimmatrikulierte muss sich orientieren, was für Vorlesungen, Seminare, Übungen, Sprachkurse er besuchen soll. Sehr behilflich dabei sind die so genannten Orientierungseinheiten, das sind Informations­veranstaltungen zum Semesterbeginn. In solchen Fächern wie Medizin, Jura und in den Naturwissenschaften gibt es einen festen Stundenplan. In allen anderen Fächern ist die Wahl relativ frei.

Die Universitäten publizieren für jedes Semester ein Vorlesungsverzeichnis. Darin sind alle Lehrveranstaltungen nach Fachrichtungen aufgeführt. Vorlesungen sind freiwillig, es herrscht dort nur in sehr seltenen Fällen Anwesenheitspflicht. Sie sind aber sehr nützlich, denn die Professoren behandeln viele interessante Themen. Übungen sind praktische Zusatzveranstaltungen, die die Studenten besuchen können, um ihren Kenntnis- und Erfahrungshorizont zu erweitern. Meistens bekommt man hier einen Leistungsnachweis. Proseminare sind einführende Seminare und gehören deshalb zum Grundstudium. Die Proseminare sind dazu da, sich die Grundkenntnisse im jeweiligen Fach anzueignen. Es kommt natürlich auf den Dozenten an, ob ein Seminar interessant ist. Haupt- und Oberseminare sind spezielle Seminare im Hauptstudium. Dort hält man Referate und nimmt an Diskussionsrunden teil. Examenskolloquien sind für die Studenten, die sich auf ihr Examen oder ihren Abschluss vorbereiten. Dort können sie mit dem Dozenten noch mal die wichtigsten Themen, ihre Magister- ­oder Diplomarbeiten besprechen.

Der Student muss auswählen, welche Fächer er wann besuchen möchte. So stellen sich die Studenten ihren Stundenplan selber zusammen. Manche Studenten schaffen es, ihren Stundenplan so zu gestalten, dass sie nur von Montag bis Donnerstag in die Universität gehen müssen. Wenn man verschiedene Fächer hat, können sich die Lehrveranstaltungen im Stundenplan überschneiden, und die Studenten müssen selber entscheiden, wo sie ihre Prioritäten setzen.

Im Grundstudium hat man gewöhnlich mehr Stunden als im Hauptstudium. Im Hauptstudium spezialisiert man sich und muss mehr eigenständig arbeiten, zu Hause sehr viel vor- und nachbereiten und sich selber Wissen anlesen. Die Eigeninitiative der Studenten gehört zu den Grundprinzipien der Universitätsausbildung in Deutschland.

Notensystem

In jedem Semester muss man als Student „Scheine“ erwerben, wovon einige benotet, und einige unbenotet sind. Der Scheinerwerb wird möglich durch das Anfertigen wissenschaftlicher Hausarbeiten, durch das Halten von Referaten oder durch das Bestehen von Klausuren am Ende des Semesters.

Für die qualitative Bewertung der individuellen Studien- und Prüfungsleistungen wird eine Notenskala verwendet, die von 1 (beste Note, “sehr gut”) bis 5 (schlechteste Note “nicht ausreichend”) reicht. Normalerweise können auch Zwischenwerte wie z.B. 1.7 oder 2.3 gebildet werden. Diese Noten sind nicht einfach linear auf die Skala der ECTS-Grade A bis F abbildbar, da den Benotungssystemen unterschiedliche Definitionen zu Grunde liegen.

Studiengebühren

Für das Studium an den staatlichen deutschen Hochschulen werden seit wenigen Semestern in vielen Bundesländern Studiengebühren erhoben. Austauschstudenten zahlen in der Regel keine Studiengebühren, sondern nur eine Gebühr für soziale Leistungen des Studentenwerks, die zur Zeit EUR 60 beträgt.

Duale Ausbildung

Mit dualer Ausbildung bezeichnet man verkürzt das Duale Berufsausbildungssystem in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Hierunter versteht man die parallele Ausbildung in Betrieb und Berufsschule. Voraussetzung für eine Berufsausbildung im dualen System ist in Deutschland ein Berufsausbildungsvertrag und in Österreich, der Schweiz und Südtirol ein Lehrvertrag mit einem Betrieb. Die folglich zu besuchende Berufsschule ist abhängig vom Ort bzw. von der Landkreiszugehörigkeit des Betriebes. Der praktische Teil der Ausbildung wird den Auszubildenden in den Betrieben vermittelt, den theoretischen Teil übernimmt die Berufsschule. Darüber hinaus ist es vielerorts an Berufsschulen auch möglich Zusatzqualifikationen zu erwerben.

DAAD

Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) ist eine gemeinsame Einrichtung der deutschen Hochschulen. Er hat die Aufgabe, die Hochschulbeziehungen mit dem Ausland vor allem durch den Austausch von Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu fördern. Seine Programme sind in der Regel offen für alle Fachrichtungen und alle Länder und kommen Ausländern wie Deutschen gleichermaßen zugute. Der DAAD unterhält ein weltweites Netzwerk von Büros, Dozenten und Alumni-Vereinigungen und bietet Informationen und Beratung.

Wörterverzeichnis:

abschaffen vt скасовувати отменять
Abschlussprüfung f =, -en випускний іспит выпускной экзамен
akademischer Grad m академічний ступінь академическая степень
Anfertigen (n) wissenschaftlicher Hausarbeiten підготовка наукових робіт подготовка научных работ
Annahme (f) der Abschlussarbeit прийом випускної роботи прием выпускной работы
aufgeführt наведений приведенный;
Austauschdienst m – (e) s, e служба обміну служба обмена
benotet диференційований (визначений оцінкою) дифференцированный (определенный оценке)
Berufsakademie f =, -en професійна академія профессиональная академия
Bestehen (n) der Abschlussprüfung складання випускного іспиту сдача выпускного экзамена
bewerben sich um Akk.  подавати заяву (про що-н.) подавать заявление (о чем-н.)
Bildungseinrichtung f =, -en навчальний заклад учебное заведение
Diplom n – (e) s, -e диплом диплом
Diplom-Studiengang m – (e) s, -gänge курс навчання (освітня програма), який завершується захистом дипломної роботи курс обучения (Образовательная программа), которая завершается защитой дипломной работы
Diplomvorprüfung f =, -en iспит, що передує захисту дипломної роботи экзамен, предшествующий защиты дипломной работы
Dolmetscherschule f =, -n школа з підготовки перекладачів школа по подготовке переводчиков
erwerben vt (a, o) здобувати приобретать
Fachrichtung f =, -en напрямок освіти, спеціалізація направление образования, специализация
Fachhochschule f =, -n вища спеціалізована школа высшая специализированная школа
Fachzusatz m -es, -sätze додаткові фахові заходи дополнительные профессиональные мероприятия
Forschung f =, -en дослідження исследование
Gesamthochschule f =, -n багатопрофільний інститут многопрофильный институт
Grad m – (e) s, -e, der akademische ~ академічний (вчений) ступінь академическая (ученая) степень
Bachelorstudium n -s здобуття освітнього ступеню “бакалавр” получение степени “бакалавр”
Masterstudium n -s здобуття освітнього ступеню  “магістр” получение степени “магистр”
Informationsveranstaltung f =, -en інформаційний захід информационное мероприятие
Immatrikulation f =, -en зарахування зачисление
Krankenversicherung f =, -en медичне страхування / страховка медицинское страхование / страховка
Lehrveranstaltung f =, -en навчальній захід (лекція, семінар тощо) учебное мероприятие (лекция, семинар и т.д.)
Doktorgrad m – (e) s, -e ступінь доктора наук степень доктора наук
mit zahlenmäßig geringerer Bedeutung із незначною чисельністю с незначительной численностью
Notendurchschnitt m – (e) s середній бал средний балл
Numerus Clausus зарахування на конкурсній основі, лат.: обмежена кількість зачисление на конкурсной основе, лат .: ограниченное количество
Orientierungseinheit f =, -en підрозділ орієнтування студентів подразделение ориентирования студентов
Regelstudienzeit f = звичайний термін навчання обычный срок обучения
Scheinerwerb m – (e) s отримання оцінки (балів); получения оценки (баллов)
Studentenausweis m -es, -e студентський квиток студенческий билет
Studiengang m – (e) s, Gänge курс навчання (навчальна програма) курс обучения (учебная программа)
Studienprogramme aus beiden Aufgabenbereichen навчальні програми з обох освітніх напрямів учебные программы с обоих образовательных направлений
Studiensystem n -s, -e система навчання; система обучения
Studienwahltest m -es, pl -s u -e тест, що допомагає студенту визначитися з вибором фаху тест, который помогает студенту определиться с выбором специальности
Studierfähigkeitstest m -es, pl -s u -e тест для визначення здібностей до навчання тест для определения способности к обучению
überschneiden sich перетинатися, накладатися пересекаться, накладываться
verleihen vt (ie, ie) присвоювати присваивать
Verwaltungshochschule f =, -n інститут управління институт управления
Vorlesungsverzeichnis n -ses, -se перелік (список) лекцій перечень (список) лекций
Zulassung (f) zum Studium зарахування на навчання зачисление на обучение
zulassungsbeschränkt з обмеженим набором с ограниченным набором
zweistufig двоступеневий двухступенчатый
Zwischenprüfung f =, -en проміжний іспит, диференційований залік промежуточный экзамен, дифференцированный зачет